
Der Glaube an die wohltuende und heilende Kraft des Wassers geht in die Vorzeit zurück. Felszeichnungen, die bereits vor rund 5000 Jahren entstanden, zeigen Menschen, die im Wasser schwimmen und baden. Bereits alle alten Kulturvölker nutzten Quellen, Bäder und Heilwässer und verbanden ihre Anwendung mit religiösen Riten durch genau festgelegte Waschungen, erkannten ihre Heilwirkung und dichteten ihnen göttliche Kraft an. Quellen und Flüsse wurden als Gottheiten verehrt und ihnen Tempel geweiht – die Quellheiligtümer.
Archäologische Funde, wie z.B. in St. Moritzing bei Bozen und in Bad Bergfall bei Olang beweisen, dass solche auch in Südtirol vorhanden waren. In christlicher Zeit wurden Quellen dann dem Schutz von Heiligen anvertraut. Die Bäderkultur entwickelte sich zu einem gesellschaftlich-kulturellen Phänomen, das jahrhunderte lang mal mehr, mal weniger Südtirol prägte und den eigentlichen Ursprung der Fremdenverkehrsentwicklung Südtirols darstellt.
Aus einigen Badestuben, die bei Gasthöfen und Bauernhöfen als eigene Gebäude vorhanden waren, entwickelten sich mehr oder weniger besuchte Badln, von denen viele nur eine örtliche Bedeutung hatten, einige aber zu einer gewissen Berühmtheit als Kurbad gelangten. Alle aber hatten sie ihre Besucher, die auf die Heilkraft des Wassers schworen und zugleich in dem gemütlichen Gesellschaftstreiben ihre Unterhaltung und Erholung fanden. Viele Geschichten und Legenden, Riten und Volksglauben stecken hinter den Fassaden dieser Heilbäder.
In der Blütezeit der Bäderkultur zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren in Südtirol an die achtzig Badl in Betrieb. Zwei Weltkriege und ein langsamer Verfall der Badetradition verbunden mit einer zentralistischen Bürokratisierung des Sanitätswesens führten jedoch zu einer Schließung der meisten Bäder und es kam zu einem regelrechten Niedergang dieser jahrhundertealten Kultur.